28. Kongress der DGTA
Stuttgart, 18. – 20. Mai 2007
Ich und wir – Autonomie neu denken
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,
Das Motto des TA-Kongresses 2007 in Stuttgart bezieht sich auf die grundlegende Kategorie von (seelischer) Gesundheit, die Eric Berne mit den drei Begriffen Spontaneität, Bewusstheit und Intimität umrissen hat. Damit ist der Bogen gespannt von der Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit des Individuums (Ich) hin zur Mitmenschlichkeit, zur Gemeinschaft (Wir). Die Fähigkeit des Ichs zur Bewusstheit, nämlich die Realität unvoreingenommen zu sehen, beziehen wir hier auf die veränderte/n Wirklichkeit/en, unter denen die Einzelnen in Zeiten von Globalisierung, Klimawandel und Pluralisierung der Lebensweisen leben (müssen). Am Beispiel globalisierter Gesundheitspolitik wird deutlich, dass selbstbestimmtes, gesundes Leben eine Sache von Privilegierten ist. Von 1400 Medikamenten, die in den letzten 15 Jahren weltweit entwickelt wurden, waren gerade einmal 13 Präparate solche, die gegen armutsbedingte Krankheiten wirken. Breit entwickelt jedoch wurden Lifestyle-Präparate gegen Haarausfall, Übergewicht und Erektionsstörungen, im Englischen „me-too-drugs“ genannt!
Transaktionsanalyse will einen Beitrag leisten zur Gesundung von kranken Menschen und zur Stärkung von gesunden Menschen – Stärkung der Selbstständigkeit von Menschen statt Stärkung eines rücksichtslosen Egoismus (me too!). Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass es einen Ausgleich gibt zwischen den Rechten und Bedürfnissen einer jeden Einzelperson und dem solidarischen Ganzen, ohne den Gesellschaftlichkeit nicht gelingen kann.
Wir sind Individuen, wir wollen und dürfen es sein – und wir leben diese Freiheit unter Ungleichen. Freiheit gibt es nicht ohne Verantwortung und Verantwortung nicht ohne Autonomie. Transaktionsanalyse trägt dazu bei, Individuen stark zu machen gegen Systemzwänge. Selbstständigkeit und Solidarität als befriedigende Lebenshaltungen sind untrennbar verbunden.
TransaktionsanalytikerInnen in den verschiedenen Arbeitsbereichen haben zu dieser Thematik Wichtiges zu sagen – sie lehren Menschen die Kunst sich selbst zu verstehen und sich mit anderen zu verständigen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen – gerade in Zeiten zunehmender Ungleichheit.
Möge der Kongress zum Gelingen dieses Projekts beitragen. Wir wünschen allen Teilnehmenden und uns einen spontanen und lebendigen Austausch.
Das Kongressteam
Franziska Behabetz, Anne Huschens, Anna Krieb, Brigitte Menrad-Killet,
Margarethe Podlesch, Ingeborg Pütz, Angelica Smulders