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Neues aus der Fachgruppe Beratung

Der Vorstand der Fachgruppe – Constanze Rau, Ursula Trahasch, Nicole Merz, Herbert Fritzsche und Peter Rudolph (ich) – sind bewegt und in Bewegung.

Der Fachtag über Resilienz und gelingendes Leben findet statt und wir haben interessante und gute Workshops. Das Thema passt zu unseren anderen Aktivitäten, in denen wir das Selbstverständnis von Beratung überdenken und weiterdenken.

Das Projekt der Überarbeitung der Beratungsdefinition bewegt sich in großen Schritten weiter.

In diesem DGTA – Info wollen wir Euch schwerpunktmäßig über die Befragung, die wir gemacht haben und die Ergebnisse informieren. Es war ein ziemlich langer und aufwendiger Prozess, aber im Ergebnis freuen wir uns, für eine so interessante Gruppe als Vorstand arbeiten zu können.

DGTA Fragebogen 2024 – Bereich Beratung

Zusammenfassung und erste Deutungen

Der Vorstand der Fachgruppe Beratung der DGTA hat Anfang des Jahres 2024 angefangen, einen Fragebogen über die Situation und das Verständnis von Mitgliedern des Fachbereichs Beratung zu entwickeln. Dieser Fragebogen wurde Ende April 2024 verschickt und 137 Mitglieder haben sich daran beteiligt. Das ist bei 1010 Mitgliedern des Fachbereichs keine große Zahl – und war daher auch zum Teil frustrierend für uns, dennoch haben uns Kolleg:innen, die Erfahrungen mit Fragebögen haben, gesagt, dass das schon eine große Beteiligung sei.

Wir sind froh und dankbar für die, die sich beteiligt haben und haben wichtige Anregungen bekommen über die Wirklichkeit von Berater:innen, auch wenn die gesammelten Daten nicht wirklich repräsentativ sind.

Die Einladung sah folgendermaßen aus:

Fragebogen an die Mitglieder der DGTA, die im Bereich Beratung in Ausbildung sind, einen Abschluss im Bereich Beratung haben oder TA-Beratung lehren

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir, der Vorstand der Fachgruppe Beratung, bitten Euch, den folgenden Fragebogen zu beantworten. Wir haben ein tiefes Interesse daran, eine Idee zu bekommen, wie sich die Mitglieder der Fachgruppe zusammensetzen, was ihre Bedürfnisse sind, was ihr Verständnis von Beratung ist, um da heraus gute Ziele und Strategien für die Fachgruppe zu entwickeln.

Beratung ist in Deutschland mittlerweile ein reiches und vielgestaltiges Verfahren geworden, das Menschen hilft, sich zu orientieren und sich zu entwickeln. Damit aus Vielfalt nicht Beliebigkeit wird und aus Offenheit nicht Unverbindlichkeit, ist es uns wichtig, zu klären. wer wir sind und wo unsere Qualitäten und Stärken und Entwicklungsbedarfe liegen.

Hierzu soll der Fragebogen einen Beitrag leisten.

Bearbeitungszeit ca. 10 -15 Minuten

Die Ergebnisse können zum einen in der PDF Datei „Fragebogen Beratung 2024“ angeschaut werden. Wer Interesse hat, tiefer in die Ergebnisse hineinzuschauen, kann sich gerne bei uns melden, dann können wir einen Blick in die konkreten Daten geben. Eine erste Auswertung wollen wir im Folgenden wagen:

Wir haben den Fragebogen grob in 3 Bereiche eingeteilt

  • Sozialdaten
  • Beratungsverständnis
  • Stärken und Entwicklungsbedarfe der TA

Die Teilnehmerinnen des Fragebogens waren zwischen 26 Jahren und über 75 Jahren alt, mit 56.9 % zwischen 40 und 60 Jahren. Sie waren zu 80% weiblich und haben fast alle TA Status umfasst, unter anderem 15% Kandidat:innen, 30% TA Berater:innen, 24% CTA’s, 7% PTSTA‘s und 15% TSTA’s.

Die Berufsabschlüsse umfassen ein Spektrum von Lehre/ Berufsausbildung im dualen System bis hin zur Promotion, wobei der Schwerpunkt bei Diplom und Master lag (65%).

Die Grundberufe sind wie folgt verteilt:

Verteilung der GrundberufeProzentAnzahl
Soziale Arbeit/ Pädagogik5573
Psychologie7,610
Soziologie1,52
Theologie7,610
Med. Heilberuf (Ergo, Physio, Krankenschwester)3,85
BWL6,18
Beratungsferne Ausbildung (Verwaltung, Biologie, …)18,224

Fort- und Weiterbildungen, die die TN gemacht haben, sind neben der TA-Weiterbildung vielfältig mit Schwerpunkten in den Bereichen Organisation und Coaching, Supervision, HP-Psychotherapie, Trauma – und auch vielfältige Fortbildungen aus anderen Bereichen wie z.B. Gestalt, Clown, Körper, Neurofeedback.

Setting

45,7% arbeiten allein in einer Privatpraxis, 16% in einem kollegialen Netzwerk, 14,9% in einem Institut 13,8 Prozent in einer Beratungsstelle und knapp 10% in Settings, in denen Beratung eher komplementär stattfindet, wie zum Beispiel eine Leitungsstelle im Jugendamt.

46,7% arbeiten Vollzeit als Beraterin und vom Rest arbeiten 49,2% mehr als 50% ihrer Arbeitszeit als Beraterin. Beratung, so lese ich das hier raus, findet eher hauptberuflich statt, denn als Nebenberuf mit wenigen Stunden.

Qualitätssicherung

Die Qualitätssicherung findet im Wesentlichen über Supervision und Intervision in unterschiedlichen Settings statt.

Beratungsverständnis

Bei der Entwicklung der Fragen zum Beratungsverständnis hatten wir 3 Bezugspunkte im Hintergrund:

  • das Beratungsverständnis der EATA, so wie es im Handbuch dokumentiert ist
  • das Beratungsverständnis der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DGFB) –Beratungsverständnis 2.0
  • die Ausführungen von Annett Kupfer, Sandra Wesenberg, u.a. über Beratung und Psychotherapie von 2021.

Aus der Erfahrung verschiedener Konferenzen und der Begutachtung von schriftlichen Arbeiten war uns auch wichtig, Fragen zu stellen, die in Richtung Psychotherapie Grenzen und Überschneidungen diskutieren.

Beratung ist ein psychosoziales, kommunikations- und vertragsbasiertes Verfahren, das Menschen hilft,

1 … konkrete Probleme im Hier und Jetzt zu lösen und die Person im Hier und Jetzt zu stabilisieren. Vergangenheitsaspekte, regressive Prozesse und tiefe emotionale Arbeiten gehören nicht dazu.

%
Ich stimme voll zu7,3
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu52,6
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu29,9
Ich stimme nicht zu10,2

2 … konkrete Probleme zu lösen und Belastungen der Vergangenheit zu erkennen. Die Bewältigung von Belastungen aus der Vergangenheit gehört nicht dazu.

%
Ich stimme voll zu12,4
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu38,7
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu28,5
Ich stimme nicht zu20,4

3 … Verletzungen und Belastungen zu bewältigen und als Person heiler zu werden.

%
Ich stimme voll zu42,4
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu40,9
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu10,2
Ich stimme nicht zu5,2

4 … sich mit den Anforderungen und Chancen der Umwelt und den Prägungen der Vergangenheit auseinanderzusetzen, darin eine Neu-Orientierung der eigenen Identität zu entwickeln.

%
Ich stimme voll zu68,6
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu27,8
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu2,9
Ich stimme nicht zu0,7

5 Tiefe emotionale Prozesse gehören nicht in die Beratung

%
Ich stimme voll zu8,1
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu20,5
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu28,5
Ich stimme nicht zu40,9

6 Regressive Prozesse gehören nicht in die Beratung

%
Ich stimme voll zu32,6
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu30,9
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu22,4
Ich stimme nicht zu12,3

7 Beratung basiert auf psychotherapeutischen Konzepten, findet aber in weniger abgeschlossenen Settings und geringerer Tiefe statt und kann daher auch von weniger ausgebildeten HelferInnen ausgeübt werden

%
Ich stimme voll zu3
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu22,7
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu33,6
Ich stimme nicht zu38,7

8 Beratung und Psychotherapie sind im Wesentlichen gleich. In der Praxis fokussiert sich Beratung auch aufgrund der anderen Finanzierung auf eher leichtere Erkrankungsformen

%
Ich stimme voll zu3
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu16,8
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu30,7
Ich stimme nicht zu49,7

9 Beratung … reicht … über die Selbstreflexion hinaus und reflektiert in professioneller … Weise auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge. Dabei orientiert sich eine reflexive Beratung an Menschen- und Grundrechten sowie den Erfordernissen von Gerechtigkeit und Partizipation

%
Ich stimme voll zu46,7
Ich stimme in wesentlichen Teilen zu43,1
Ich stimme in wesentlichen Teilen nicht zu5,1
Ich stimme nicht zu3,7

Vernetzung

88,3% der Befragten ja arbeiten in kollegialen und anderweitig  fachlichen Netzwerken, 40,2% erleben sich national und immerhin 21,9% erleben sich international gut vernetzt.

Stärken der Transaktionsanalyse

Bei den Stärken war es für uns erfreulich, zu sehen, wie konsistent ethische, prozessuale und konzeptionelle Stärken der Transaktionsanalyse genannt wurden.

Ethik und Ziel
Autonomie Förderung Ziel35
Haltung Ethik OK-OK50
Beziehungsorientierung
Beziehungsorientierung7
Vertrag58
Beziehungsqualitäten
Empathie3
Zugewandtheit3
Schutz2
Augenhöhe15
Wertschätzung13
Persönlichkeit der Beraterin
3 P3
Authentizität Reife2
Hohe Fachlichkeit/ Wissen4
Qualitäten des Ansatzes TA
Ganzheitlichkeit2
Transparenz7
Verständlichkeit9
Lösungsorientiert4
Knackig1
Mehr und Metaperspektive7
Ressourcenorientierung17
Förderung Selbstwirksamkeit3
Integration von Skript3

Entwicklungsbedarfe

Bei dem Punkt Entwicklungsbedarfe wurde uns deutlich, dass dieser Prozess der Weiterentwicklung der Beratungsidentität sinnvoll und an manchen Stellen auch notwendig ist. Speziell der Bereich Identität wurde immer wieder als Entwicklungs notwendig benannt, auch der Bereich der inhaltlichen Entwicklung von TA –letztlich um TA auch auf das Feld Gesellschaft und soziale Arbeit abzustimmen- wurde sehr häufig genannt.

Einige erste Schlussfolgerungen:

Diese Daten zu deuten, ist mindestens anspruchsvoll und in jedem Fall ein guter Raum für konstruktive Auseinandersetzungen. Wir wollen dennoch zunächst auf bestimmte Aspekte hinweisen.

Transaktionsanalytische Beratung findet oft als hauptberufliche Tätigkeit statt. Das ist eine bedeutsame Information. Selbstverständlich ist auch die komplementäre Beratung bedeutsam, aber Beratung ist auch eigene Profession.

Transaktionsanalytische Beraterinnen haben einen hohen Ausbildungsstandard bereits vor der TA-Weiterbildung und sind zusätzlich durch weitere Fort- und Weiterbildungen qualifiziert.

TA Berater:innen betreiben professionelle Qualitätssicherung und sind in großen Teilen fachlich und national gut vernetzt. Die internationale Vernetzung kann deutlich verbessert werden.

Das Verständnis transaktionsanalytische Beratung ist sowohl divers also auch in Teilen inkonsistent. Hier besteht ein Klärungsbedarf–zumindest auf der Ebene der Weiterbildung. Als Profession wird Beratung weiterhin bunt, vielfältig, divers und widersprüchlich bleiben.

Die Einschätzung von Beratung ist nicht einheitlich und zum Teil widersprüchlich. Zum Teil wird davon gesprochen, dass tiefe emotionale Prozesse in die Beratung gehören, und zum Teil wird dem widersprochen. Zum Teil wird davon gesprochen, dass Personen heiler werden können in Beratung und zum Teil wird dem widersprochen.

Fragen, die darauf zielen, Beratung als ein Format zu verstehen, in dem Menschen sich selbst reflektieren und als Personen entwickeln und reorganisieren, werden zu einem großen Teil positiv beantwortet.

Bei den Fragen, wie intensiv mit Emotionen gearbeitet werden kann und wie tief Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden kann, gibt es deutliche Unterschiede – und aus unserer Sicht Klärungsbedarfe.

Erfreulich war für uns, die breite Zustimmung in der letzten Frage, da wir hier eine Kernformulierung aus dem Beratungsverständnis der DGfB genommen haben.

Das Spektrum der Beratungsverständnisse ist so groß, dass es aus unserer Sicht Widersprüche und Spannungen aufweist, die geklärt, mindestens diskutiert werden sollten. Das Bedürfnis nach Klärung wird in den genannten Entwicklungsbedarfen noch mal deutlich genannt. Siehe hierzu auch die Rückmeldung zum Punkt Entwicklungsbedarfe.

Zugleich müssen wir bei diesen Diskussionen immer die außerordentliche Diversität der Beratungswirklichkeiten berücksichtigen – also keine zu engen oder falschen normativen Grenzen setzen.

Schließlich

Wir, der Vorstand der Fachgruppe, wünschen wir uns von euch Rückmeldungen, Fragen, Anregungen Diskurse. Dieser Fragebogen sollte und soll dazu beitragen, die Profession Beratung, so wie wir sie in Deutschland im Moment entwickelt haben, zu stärken, zu zentrieren, ohne einzuengen – sie sichtbarer zu machen als eigenständige Profession.

Wir werden die Entwicklung des Beratungsverständnisses in 2 Zoomtreffen diskutieren und freuen uns da über rege Teilnahme:

21. Januar und 18. März 2025 (jeweils 19 Uhr)

Für das Team

Peter Rudolph

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