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Nachruf Rüdiger Rogoll

Rüdiger Rogoll ist am 16. Januar 2023 gestorben.

Für die Transaktionsanalyse in Deutschland und uns Transaktionsanalytiker*innen war Rüdiger eine wichtige und prägende Person. Deshalb konzentrieren wir unseren Blick in diesem Nachruf auf diese seine Tätigkeiten und Rollen.

Als junger Facharzt für Neurologie und Psychiatrie ging Rüdiger nach New York zur Weiterbildung und kam baldin Kontakt mit Bob und Mary Goulding und durch diese mit der Transaktionsanalyse. Er war sowohl von der TA als auch von Bob und Mary begeistert.Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema erwarb er 1973 durch Prüfung (wie heute immer noch in der TA üblich) den Status „geprüfter Transaktionsanalytiker“. Als er dann nach Deutschland zurückkehrte arbeitete er zunächst in einer Klinik und eröffnete 1975 seine eigene Praxis als Neurologe und Psychiater in Markdorf. Er nannte sich selbst aber lieber „Seelenarzt“. Gleichzeitig begann er Vorträge und Seminare über Transaktionsanalyse zu halten.

Diese waren schnell sehr erfolgreich und zogen eine Menge Menschen in ihren Bann und immer mehr wollten die Transaktionsanalyse von ihm lernen. So entwickelte er eine Lehrtätigkeit für Transaktionsanalytiker*innen in seinen Praxisräumen in Markdorf. 1976 nahm er wahr, wie die TA deutschlandweit sehr populär wurde und fürchtete um den Erhalt der Qualität in Anwendung und Weiterbildung der Transaktionsanalyse: immer mehr Menschen – ohne eine angemessene Qualifikation – nannten sich Transaktionsanalytiker und verbreiteten zum Teil verflachte und vereinfachte Theorien und Methoden. Rüdiger ergriff hier die Initiative und gründete zusammen mit Gisela Kottwitz (die ebenfalls bei den Gouldings gelernt hatte) und anderen Interessierten die DGTA. Entsprechend den Richtlinien und Standards der internationalen Gesellschaft für Transaktionsanalyse (ITAA in San Francisco) definierte und sicherte die DGTA Weiterbildung und Qualität der TA in Deutschland. Seine Prüfung und Anerkennung als Teaching Member der ITAA („Lehrender Transaktionsanalytiker“ in der DGTA) erwarb Rüdiger 1978.

Er war dann 6 Jahre lang im Vorstand der DGTA (1979 bis 1983 als erster Vorsitzender) tätig und seine so erfolgreiche Arbeit für die TA (Ausbildung, Praxis, Leitung und Organisation der DGTA, Vorträge und Seminare, Bücher schreiben… wurde schnell mehr als er bewältigen konnte. Zum Glück war er schon damals weise genug Aufgaben an „nachwachsende“ Kolleg*innen abzugeben und damit das Wachstum und die Qualität der DGTA zu sichern und zu fördern. So war Rüdiger in den  Anfängen der DGTA, die wir heute immer noch lieben und schätzen und pflegen, die zentrale Persönlichkeit. Auch wenn er sich in den letzten Jahren nicht mehr aktiv am Geschehen in der DGTA beteiligte blieb er Mitglied bis zu seinem Tod.

Damals in der „Psychotherapieszene“ noch ungewöhnlich und neu und auch argwöhnisch beäugt war die Direktheit und Klarheit und Verständlichkeit der TA die Rüdiger immer wieder deutlich machte. Ein Beispiel aus dieser Zeit, ein Interview mit dem Redakteur einer Zeitschrift:

Redakteur: „Herr Dr. Rogoll, wie ist das mit der Transaktionsanalyse denn nun konkret? Wenn Sie dann das Kind-Ich gefunden haben, was machen Sie dann?“ 

Rüdiger Rogoll: „dann sage ich ihm guten Tag.“

Die TA immer verständlich zu halten (Eric Berne: „ein 8 Jähriger sollte verstehen können wovon die Rede ist….) war Rüdiger wichtig und er war immer ein gutes Beispiel für diesen Anspruch.

Er war für viele Transaktionsanalytiker*innen in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung stimulierend und richtungsweisend.

Wir trauern um Rüdiger Rogoll und behalten die Zeit mit ihm in wertschätzender Erinnerung.

Die Beisetzung fand in angemessenem und würdigem Rahmen am 3.Februar 2023 in Markdorf statt.

Jan Hennig und Gudrun Jecht

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