Ethikkommission und WBA informieren
„Wie lange noch?“ Praxis-Nachfolgeregelung und Praxistestament
Ethikkommission und Weiterbildungsausschuss der DGTA haben am 14.3. 2024 zu einem Treffen von Lehrenden und Anwender:innen eingeladen, bei dem Almut Schmale-Riedel Informationen und Impulse gegeben hat und sieben Teilnehmerinnen eigene Erfahrungen und Ideen in einem intensiven Austausch mitgeteilt haben.
Im Fokus standen Fragen des „Aufhörens“: Wie lange will ich mein Institut, meine Praxis noch weiterführen? Wie gestalte ich den Abschieds-Prozess mit Ausbildungskandidat:innen und Klient:innen/Patient:innen? Wie sorge ich für den Fall vor, dass ich selbst plötzlich ausfalle? An welche Kolleg:innen will ich überweisen? Welche rechtlichen Fragen stellen sich mir? Woran mache ich fest, ob ich noch fit genug bin oder ob ich schwächer werde?
Hier einige Achtungspunkte, Erlaubnisse und Hinweise zum „Aufhören“ aus dem Vortrag und dem Austausch:
- Wir dürfen aufhören, auch wenn wir uns fit und gesund fühlen und nicht nur, wenn Krankheit und Alter uns ereilen.
- Wir achten auf Signale wie z.B. „Widerstand“ gegen Neuerungen, Lustlosigkeit, Überlastungsgefühle, Skriptgefühle.
- Wir planen langfristig und bieten Transparenz gegenüber unseren Klient:innen und Ausbildungskandidat:innen über unsere Entscheidungen.
- Wir laden Gasttrainer:innen ein, die gegebenen Falls Kandidat:innen weiter ausbilden oder das Institut übernehmen können.
- Wir sorgen für uns, so dass wir genügend Strokes bekommen, ohne zu arbeiten.
- Wir tauschen uns mit Kolleg:innen vertrauensvoll dazu aus.
- Wir erstellen unser eigenes „Praxis- oder Instituts-Testament“ mit den relevanten Daten (PC- Passwörter, Adressen, etc.) für von uns benannte Verantwortliche, für die wir uns eine Schweigepflichtentbindung geben lassen und regeln datenschutzkonform die Aufbewahrung von Patientenakten und das Schreddern (nach 10 Jahren, Bereich Psychotherapie).
Unter auf der Webseite der DGTA ist unter Ethik eine Zusammenstellung von Almut Schmale-Riedel zu finden:
https://dgta.de/wp-content/uploads/2024/03/PRAXIS-INSTITUTSTESTAMENT.pdf
Die Rückmeldungen zur Veranstaltung waren durchweg positiv. Als wegweisend und wohltuend wurden sowohl die Impulse als auch der offene Austausch und das gemeinsame Nachdenken zu dem oft tabuisierten Thema von Endlichkeit und Abschied empfunden. Die Teilnehmerinnen fühlten sich dazu ermutigt, sich mit der Balance zwischen eigenen Bedürfnissen, Gesundheiterhaltung einerseits und den Anforderungen von Beruf und TA-Praxis andererseits auseinanderzusetzen. Die ethischen Prinzipien der Verantwortung, des Respekts für alle Beteiligten und des Schutzes für uns selbst und unsere Kandidat:innen/Klient:innen können so wirksam werden. Es war auch berührend zu erfahren, wieviel Neuanfänge durch das „Aufhören“ ermöglicht werden.
Anne Huschens, Vorsitzende der Ethikkommission, 24.3.2024
ethik@dgta.de
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