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Nachruf auf Horst Kaemmerling

Horst Kaemmerling

05.09.1943 – 13.03.2022

Wir trauern um Horst Kaemmerling.

Eine kurze schwere Krankheit brach plötzlich in ein reiches, wach und aktiv gelebtes Leben ein – noch voller Interessen und Vorhaben.

Ein feiner, stets freundlich zugewandter und bescheiden auftretender Mann, dessen Klugheit und profunde Bildung sich nie aufdrängte, sondern erst entdeckt werden durfte.

Zusammen mit seiner Frau Monika gehört er zur TA-Generation der Gründerjahre.

Studium der Psychologie, Ausbildung in VT.
Bereits 1978 fand er zur TA. Workshops bei Fanita English, Mike Brown, Rüdiger Rogoll, Shae Schiff, besonders die kontinuierliche Ausbildung bei Arlene Moore und Tom und Delphine Frazier ließen ihn zu dem Psychotherapeuten und Theorie-Entwickler wachsen, der er war. CTA-Prüfung 1984, TEW, TA-Ausbildungstätigkeit einige Jahre.

Ein Berufsleben lang arbeitete er in Festanstellung in der psychiatrischen Landesklinik Westfalen-Lippe in Dortmund im Akut- und Langzeitbereich. Dort führte er die Suchttherapie ein und leitete 12 Jahre die Station für Alkoholkranke. Danach begründete und leitete er die Einrichtung für psychologische Diagnostik. Er lehrte Psychologie an der LWL-Akademie für Sozialberufe, an der FH für Sozialpädagogik und an der Ruhr-Universität Bochum.

Im Kontakt mit jedem Feld suchte er weiteres theoretisches und praktisches Durchdringen. So entstanden u.a. seine Artikel für die ZTA 1986 „Die Magie des Trinkens“ und 2015 „PSI trifft TA“ (s.u.) und Workshops auf DGTA-Kongressen. Die Fragen nach Identität, Menschsein trieben ihn an. Im Selbststudium beschäftigte er sich über Jahrzehnte mit Philosophie. Noch in den letzten Jahren besuchte er Seminare an der Katholischen Akademie Schwerte, u.a. über Teilhard de Chardin und übernahm dort auch einen Lehrauftrag.

Auch dies floss ein in sein Nachdenken über den Menschen und eine adäquate Darstellung psychologischer Wissenschaft in Verbindung mit deren praktisch therapeutischer Relevanz. So entstand sein Hauptwerk, das Buchprojekt.

Veröffentlichungen zur PSI-Theorie von Prof. Dr. Julius Kuhl, Universität Osnabrück aus den 90-er Jahren gaben ihm den entscheidenden Anstoß. Zwischen den beiden entwickelte sich ein fruchtbarer, bis zuletzt anhaltender Wissenschaftsdialog.  Schließlich konnte 2015 das
4-bändige Werk „Psychologie – Der Mensch auf der Suche nach seiner Identität“ veröffentlicht werden (online on demand). Der 5. Band war bis auf letzte Korrekturen abgeschlossen, als die Krankheit ausbrach. Es besteht Hoffnung, dass alle 5 Bände in Druck gegeben werden können.

Es ist so vielfältig, was dieser Mensch gedacht, gelebt und geleistet hat! Doch ist ein ganzer Lebensbereich noch nicht genannt. Bereits 1975 begann Horst, täglich zu meditieren, besuchte regelmäßig Retreats und Kurse bei verschiedenen Lehrern und erhielt seine Bodhisattwa-Ordination 1998 durch Zen-Meister Roland Rech. Auch leitete er selbst Meditationsgruppen. Dies beschrieb er als „die andere Seite. Suche außerhalb von Wissenschaft“. Ein Workshop 2016, DGTA-Kongress in Hamburg, gab Einblick in seine reiche Erfahrung, und wie er suchte, fand und weiterdachte.

Horst war dankbar für den Reichtum seines Lebens, das ohne die sichere und lebendig ebenbürtige, mehr als fünf Jahrzehnte währende Beziehung mit seiner Frau Monika so nicht möglich gewesen wäre. Welch ein Glück, dass diese beiden besonderen Menschen sich so früh schon im Leben begegnet sind!

Sie teilten Liebe und Werte nach innen und außen, Wachstum, Verantwortungshaltung im Umgang mit Fehlern wie im Spenden von Fürsorge. Zusammen gaben sie mit offenem Haus vielen Menschen Halt und Heimat. Und sie disputierten im schönsten Sinne des Wortes eifrig und lustvoll auf höchstem Niveau, von TA-Konzepten über Bibelauslegungen bis Weltgeschichte…köstlich! Unersetzbar.

Monika ist umgeben von liebevoller Anteilnahme und Unterstützung.
Er fehlt.

Annette Köster

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