ZTA Ausgabe 1/2025

Gedanken zur Psychotherapie
Die Ausgabe 1/2025 der ZTA widmet sich verschiedenen Aspekten der Psychotherapie. Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung von Theorien und der Integration verschiedener Ansätze, um komplexe mentale und verhaltensbezogene Phänomene wirksamer zu erklären. Ethische Fragen und Grenzverletzungen werden diskutiert. In einen Gastbeitrag aus dem wissenschaftlich-universitären Kontext wird eine Studie zu einem Messinstrument für funktionale Ich-Zustände vorgestellt.
Viel Freude beim Lesen wünschen Eyke Greve und Wolfgang Kausler, die Chefredaktion
Aus dem Inhalt
Lena Kornyeyeva
Das Eltern-Ich neu denken: ein Modell der Ich-Zustände basierend auf dem Wertprinzip
Sonja Holzner-Michna
Ethik und Grenzverletzungen in der Psychotherapie
Klaus Sejkora
Positive Transaktionsanalyse in der Psychotherapie: Skript oder nicht Skript, das ist die Frage
Rolf Reiner Kiltz
Skript, Self-Generated Parent und pränataler Zwillingsverlust
Gastbeitrag
Sandra Weber & Christian Härtwig
Analyse von Ich-Zuständen: Entwicklung einer deutschsprachigen Version des Ego State Questionnaire (ESQ-R-D)
Rezensionen
Nora Borris
Christoph Seidenfus, Ute Hagehülsmann & Rolf Balling (Hrsg.): Stabilität auf schwankendem Boden – Reifer Umgang mit den Unsicherheiten unserer Zeit
Bertine Kessel
Peter Bremicker: Wenn Liebesbeziehungen zu Ende gehen. Trennungsprozesse identitätsstärkend begleiten
Jürg Schläpfer
Boris Cyrulnik: Die mit den Wölfen heulen. Warum Menschen der totalitären Versuchung so schwer widerstehen können
Karl-Heinz Schuldt
Jürgen Kriz: Humanistische Psychotherapie. Grundlagen – Richtungen – Evidenz

Editorial
Diese Beiträge in diesem Heft der ZTA widmen sich verschiedenen Aspekten der Psychotherapie. Ganz besonders freuen wir uns, einen Gastbeitrag aus dem wissenschaftlich-universitären Kontext veröffentlichen zu können. In der Transaktionsanalyse sind die Weiterentwicklung von Theorien und die Integration verschiedener Ansätze zentral für die Professionalisierung. Im lebendigen welt-weiten Austausch nehmen wir uns die Freiheit, Theorien weiterzuentwickeln, immer wirksamer komplexe mentale und verhaltensbezogene Phänomene zu erklären und so den sich wandelnden Anforderungen des Berufs gerecht zu werden. Die Autor:innen der vorliegenden Ausgabe der ZTA beleuchten ethische Fragen, Grenzverletzungen im psychotherapeutischen Kontext, TA-Modelle und regen Themen zur Weiterentwicklung an.
Lena Kornyeyeva stellt in ihrem Text Das Eltern-Ich neu denken: ein Modell der Ich-Zustände basierend auf dem Wertprinzip ihre psychotherapeutische Arbeit nach dem Wertprinzip vor. Es sind die entwertenden und daher entmachtenden Manifestationen des abwertenden Eltern-Ichs, die uns dazu ver-anlassen, gegen unsere eigenen natürlichen Bedürfnisse zu handeln. Ausgehend von der Prämisse, dass das Bedürfnis nach Wertbestätigung das fundamentale soziale Grundbedürfnis ist und dass die Erfahrung der Abwertung durch wichtige Elternfiguren zu psychischen Traumata und damit verbundenen Defiziten und Kompensationen führt, diskutiert die Autorin die Definitionen der elterlichen Ich-Zustände im Funktionsmodell der TA.
Sonja Holzner-Michna zeigt in ihrem Artikel Ethik und Grenzverletzungen in der Psychotherapie die Spannbreite ethischer Fragestellungen und von Grenzverletzungen auf. Die psychotherapeutische Begegnung wird als eine vulnerable, schützenswerte und verantwortungsvolle Beziehungskonstellation dargestellt. Eine bewusste ethische Haltung ist in der Psychotherapie daher unerlässlich. Anhand der Ethikleitlinien der EATA und der DGTA und der Prinzipienethik nach Beauchamp und Childress ordnet sie die in vier Fallbeispielen dargestellten Grenzverletzungen und deren Schweregrade ein.
Auf der Grundlage seiner langjährigen psychotherapeutischen Erfahrung hat Klaus Sejkora gemeinsam mit Henning Schulze den Ansatz der Positiven Transaktionsanalyse entwickelt. In seinem Beitrag zu diesem Heft stellt er zunächst die gängige Sichtweise Eric Bernes dar, dass das Skript als pathogener Prozess überwunden und geheilt werden sollte. Demgegenüber zeigt der Autor anhand der Schriften von Alfred Adler und Fanita English, dass der unbewusste Lebensplan auch eine konstruktive, kreative und strukturgebende Energie birgt. Das Fallbeispiel eines Klienten, der sich über große Zeitabstände hinweg begleiten ließ, veranschaulicht diese Sichtweise.
Der Artikel Skript, Self-Generated Parent und pränataler Zwillingsverlust von Rolf Reiner Kiltz gibt eine Übersicht über TA-Beiträge zum Konzept der selbstgeschaffenen Eltern-Ich-Zustände. Die vier beispielhaft vorgestellten Ansätze beschreiben dieses Konzept für unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen, denen gemeinsam ist, dass sie auf sogenannte frühe bzw. strukturelle Störungen zurückgeführt werden können. Diese selbstgeschaffenen Elternbilder dienen als Puffer zwischen den realen Eltern und den Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen des kleinen Kindes. Erweitert wird dieses Konzept um Überlegungen, ob und inwiefern ein pränataler Zwillingsverlust dazu beitragen könnte, ein selbstgeschaffenes Eltern-Ich auszubilden und daran festzuhalten. Abschließend gibt der Autor zudem Hinweise auf therapeutische Konsequenzen und beleuchtet auch die Grenzen des therapeutisch Machbaren.
In einem Gastbeitrag stellen Sandra Weber und Christian Härtwig ein wissenschaftlich fundiertes deutschsprachiges Messinstrument vor, das die funktionalen Ich-Zustände nach transaktionsanalytischen Prinzipien systematisch erfasst. Die Entwicklung der deutschsprachigen Version des Ego State Questionnaire (ESQ-R-D) ermöglicht es, die Potenziale der TA nun auch in der akademischen Forschung systematisch zu untersuchen und zu dokumentieren.
Im Weiteren empfiehlt Nora Borris den von Christoph Seidenfuß, Ute Hagehülsmann und Rolf Balling herausgegebenen Sammelband Stabilität auf schwankendem Boden – Reifer Umgang mit den Unsicherheiten unserer Zeit. Bertine Kessel hat Peter Bremickers Buch Wenn Liebesbeziehungen zu Ende gehen gelesen. Sie beschreibt ein inspirierendes Werk, das sowohl theoretische Einblicke in transaktionsanalytische und andere Konzepte als auch praktische Impulse für das methodische Vorgehen in der Trennungsberatung bietet. Sehr aktuell ist für Jürg Schläpfer das Buch Die mit den Wölfen heulen. Warum Menschen der totalitären Versuchung so schwer widerstehen können von Boris Cyrulnik. Als Psychiater beschreibt der Autor den Konflikt zwischen Ratio und einer Massenhysterie, zwischen Denken und unkontrolliertem Fühlen. Er stellt dabei einen Zusammenhang zu den Bindungsformen her, wie sie John Bowlby beschrieben hat. Karl-Heinz Schuldt empfiehlt das Buch Humanistische Psychotherapie. Grundlagen – Richtungen – Evidenz von Jürgen Kriz. Für ihn ist es wertvoll, um Theorie und Praxis der Transaktionsanalyse zu vertiefen und Erweiterungen bisheriger Annahmen vorzunehmen.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Ab Januar 2025 wird die ZTA offiziell vom Vorstand der DGTA herausgegeben, der diese Aufgabe wiederum an die Geschäftsführerin delegiert hat. Die bisherigen Herausgebenden werden als verantwortliche Chefredaktion weiterhin mit Freude und in enger Zusammenarbeit mit dem Beirat die Zeitschrift planen und gestalten und bleiben direkte Ansprechpartner:innen für inhaltliche Fragen.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen.
Eyke Greve und Wolfgang Kausler
Chefredaktion
Details zur ZTA
1. Auflage 2025
Bindeart: Broschiert
Format: 16,7 x 24,1 x 0,7 cm
Gewicht: 210g
Verlag: Beltz Juventa
Die ZTA kann bezogen werden über den Beltz-Verlag: www.beltz.de