29. Kongress der DGTA
Schwerin, 02. – 04. Mai 2008
Kontraste – Faszination und Konfliktfeld
Das Kongressteam begrüßt alle Gäste ganz herzlich und wünscht Ihnen, Euch und auch uns einen guten Verlauf des diesjährigen DGTA Kongresses. Zur Einstimmung auf unser Thema haben alle vom Team einige Gedanken aufgeschrieben, die wir hier gesammelt haben, sie zeigen unsere Motivation und unsere Auseinandersetzung mit dem Thema.
Nachdem wir ein Team zusammengefunden und die Entscheidung getroffen hatten die Organisation für den Kongress in Schwerin zu übernehmen, fielen mir im täglichen persönlichen und beruflichen Leben wieder einmal eine Reihe von Kontrasten auf wie dick – dünn; arm – reich; Ost – West; Überfluss – Mangel …
In unseren Diskussionen entwickelten wir unsere Bedeutung des Themas Kontraste, Kontraste können faszinierend und auch konfliktreich sein. Wir hofften, dass dieses Thema Anregung für viele Seminare und
Vorträge sein könnten. Unsere Annahme wurde bestätigt. Das Programm zeigt eine Vielfalt zu diesem Thema.
Wichtig war uns der Kontakt und die Zusammenarbeit in der Region, so dass wir dieses Mal eine Partnerinstitution gewählt haben und nicht ein Partnerland. Die Partnerinstitution ist das Kinderzentrum Mecklenburg.
Der Titel passt auch sehr gut zu dem gewählten Veranstaltungsort, da die Sport- und Kongresshalle gleich mehrere Kontraste in sich vereint: alt-neu, ost-west, professionell-provisorisch usw. Das Leben hält auch für die meisten von uns privat viele Kontraste bereit und verlangt von uns, damit umzugehen. So erlebe ich täglich den Kontrast zwischen Arbeitswelt und Familie, zwischen dem Wunsch und der Notwendigkeit, sich fortzubilden und dem Bedürfnis, sich auszuruhen, und noch viele weitere. Und ich glaube, es sind diese Kontraste, die das Leben bunt machen, die aber auch sehr anstrengend sein können.
Kontraste machen es mir möglich wahrzunehmen, zu unterscheiden, zu differenzieren, – meine Sinne werden angeregt und das ist spannend und aufregend. Manchmal fühlt sich diese Spannung gut an, ich genieße sie und manchmal fühle ich An-Spannung und erlebe vielfältige Konflikte.
Beides unverzichtbar und wichtig für gelebte Beziehungen, mein Lernen und meine Entwicklung.
Grußwort vom Kongressteam
In mir sprach das Thema zu aller erst Erinnerungen an. Begegnungen mit Menschen anderer Kulturen kamen mir in den Sinn. Ob es sich dabei um Kontakte in der brasilianischen Straßenkinderarbeit oder einfach im Rahmen von Auslandsreisen handelte, fremde Umgangsformen und Kommunikationsweisen lösten bei mir Neugierde und Anziehung, aber auch Befremden und Scheu aus.
Ersteres überwiegt langfristig und bringt mich immer wieder in Bewegung. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich das andere, das „Ein – tönige“ und harmonische immer wieder brauche um aufzutanken, um zu Kräften zu kommen – aber diese Seite ist eher unauffällig und bleibt oft nicht so im Gedächtnis. Die Faszination erlebe ich als positiv (beglückend), den Konflikt als eher negativ (bedrückend). Beides ist stets emotional besetzt. Auf der Suche nach faszinierenden Momenten im Leben, finden sich nicht selten Konfliktfelder. Manchmal ist auch der Konflikt für mich faszinierend, wie auch die Faszination das Konfliktfeld, z.B. in Beziehungen. Die Faszination gibt mir positive Energie und treibt mich an, führt mich aber auch an Grenzen.
Kontraste: Habe ich mir jemals Gedanken über Kontraste gemacht? Nicht wirklich. Als erstes fällt mir ein: Gegensätze: schwarz – weiß, arm – reich, schön – hässlich. Haben Kontraste also eine gute und eine schlechte Seite? Wäre ohne Kontraste nicht alles viel harmonischer? Aber wäre nicht alles eintönig ohne Kontraste? Kontraste gibt es überall und ohne Kontraste wäre vieles nicht sichtbar.
Ein Thema, das es wert ist sich ausführlicher damit zu befassen!
Das Kongressteam:
Elisabeth Bohm, Elke Kauka, Dr. Gudrun Jecht-Hennig,
Marianne Rauter, Sabine Klingenberg, Ulrich Steiner
Grußwort vom Vorstand
„Kontraste, Faszination und Konflikte“
Liebe Kongressbesucherinnen und -besucher,
der jährliche Kongress der DGTA steht vor der Tür. Im Mai wollen wir uns mit dem Thema Kontraste, Faszination und Konflikte beschäftigen und zeigen, wie Transaktionsanalyse in den unterschiedlichen Feldern der Psychotherapie, der Pädagogik, der Beratung und in Organisationen ihre Anwendung findet.
Kontraste zeigen sich dort, wo eine Gesellschaft in einem modernen Staat es nicht schafft, Kinderarmut zu verhindern, wo soziale Ungerechtigkeit sich darin zeigt, dass inzwischen immer mehr Menschen Schwierigkeiten haben, sich ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften, während andere vom wirtschaftlichen Aufschwung Wohlstand entwickeln können.
Das Bildungsgut nimmt ab, obwohl viele Möglichkeiten bestehen, sich Bildung anzueignen. Menschenwürdige Arbeit wäre vorhanden, sie müsste nur an viele verteilt werden, auch an ältere Mitbürger.
Es sollten Wege gefunden werden ältere Mitmenschen richtig in unsere „jugendliche“ Gesellschaft zu integrieren. Auch gehen viele Bildungsangebote noch immer an jungen Menschen vorbei, sie sollten angepasst werden an die Lebensbedingungen der Jugendlichen selbst.
So wie es in Dänemark eine Schule gibt, die den Bedürfnissen der Jugendlichen folgt und mit dem Unterricht erst um 12.00 Uhr mittags beginnt und dennoch – oder gerade deshalb beste Leistungen zeigt. Transaktionsanalyse greift diese Kontraste auf, wie sie in der Kommunikation zum Ausdruck kommen und hilft dabei, neue kommunikative Wege zu beschreiben.
Dies macht denn auch die Faszination aus, lässt der Mensch sich auf sich selbst ein, beobachtet sich selbst und beginnt die Entdeckungsreise zu seinen Ressourcen, zu seinen Möglichkeiten, dann entsteht eine große Faszination. Dieses Herausfinden, wo meine Energie steckt, wo meine Freude liegt, verweist gleichzeitig auf den Zusammenhang eines sozialen Miteinanders.
Wir alle leben und entwickeln uns aus der sozialen Gemeinschaft heraus. Dass dabei unterschiedliche Bedürfnisse auftreten, z.B. eine klimafreundliche Umwelt zu organisieren, einen verantwortungsvollen Umgang mit Atomenergie zu entwickeln (weil sich hieraus so langwierige Folgen ergeben – ähnlich der kommunikativen Auswirkungen), die nachwachsende Generation sinnvoll und den notwendigen Bedingungen entsprechend auszubilden und zu schulen, stellt nur eine Seite dar.
Die andere Seite besteht aus Identitätsfindung, Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsfindung. Diese Prozesse bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit, denn in einer Welt, da alle Werte neu definiert werden und jeder Mensch seine Werte finden muss, in einer Welt, die keine gesicherten Wirklichkeitsbilder mehr liefert, sondern einen unglaublich großen Raum an Möglichkeiten anbietet, ist der Findungsprozess konfliktbehaftet, das „Anecken“, das „Danebenliegen“, das „unkonform sein“ paart sich mit dem „überangepassten“ Gestus, das immer Neueste zu besitzen, unbedingt dazu zu gehören.
Es gibt kaum strukturierte Hinweise, Angebote, Überlegungen, wie sich ein Mensch diesen Findungsprozess in unserem Bildungskanon gestalten kann. Unsere Gesellschaft wacht erst langsam auf aus dem Dornröschenschlaf der Identitätsfindung, erkennt, wie wichtig es ist, hilfreich einen solchen Prozess zu begleiten, der einmal mehr vorsieht sich selbst zu reflektieren und nicht einfach nur inhaltliches Wissen aufzunehmen. Das Lernen von Fachwissen ist das eine und es reicht nicht aus, das permanente sich Finden ist das andere. Die Angebote auf unserem Kongress werden es ermöglichen, sich zu orientieren, dazu zu lernen, etwas aufzunehmen oder einfach durch das Dabei sein etwas auf sich wirken lassen zu können. Unterschiedliche Bedürfnisse letztlich zu einem gemeinsam „Wir“ zu vereinen, in einen Dialog zu treten, das können wir hier gemeinsam lernen und entwickeln. In diesem Sinn werden die einzelnen Veranstaltungen des Kongresses ein reichhaltiges Angebot zur Findung dieses „Wir“ bieten. Wir werden uns treffen, diskutieren, uns austauschen und dadurch das Gefühl eines „Wir“ erfahren.
Im Namen des gesamten Vorstandes der DGTA möchte ich mich bereits an dieser Stelle beim Organisationsteam für die Vorbereitung des Kongresses 2008 in Schwerin herzlich bedanken und uns allen einen guten Verlauf wünschen.
Matthias Sell